Was ist das Tourette-Syndrom?

 

Das Tourette-Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische - Erkrankung, die durch Tics charakterisiert ist. Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder serienartig auftreten können.

 

Die Symptome beinhalten:

1 sowohl multiple motorische (Muskelzuckungen) als auch einen oder mehrere vokale (Lautäußerungen) Tics. Diese stellen sich im Verlaufe der Erkrankung ein, obwohl sie nicht notwendigerweise gleichzeitig vorkommen müssen.

2 das Auftreten von Tics mehrfach am Tag (gewöhnlich in Serien), fast jeden Tag oder immer wieder über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr.

3 Wechsel hinsichtlich Anzahl, Häufigkeit, Art und Lokalisation der Tics wie auch hinsichtlich des Zu- und Abnehmens ihrer Ausprägung. Die Symptome können manchmal für Wochen oder Monate verschwinden, aber auch unvermutet wieder auftreten.

4 Die Erkrankung beginnt meistens im siebten oder achten, immer aber vor dem 21. Lebensjahr.

 

Meist ist der Drang nach der Ausübung des Tics so stark, dass die Muskelzuckung oder die Lautäußerung stattfinden muss (vergleichbar mit dem Drang zum Niesen bzw. mit einem Schluckauf), den meisten Betroffenen gelingt es diese. Drang für eine gewisse Zeit zu kontrollieren bzw. aufzuschieben, in diesem Fall entladen sich die „aufgestauten“ Tics zu einer späteren Zeit sind dann aber in der Intensität oft erhöht . Menschen mit einem TS suchen oft eine geschützte Umgebung (z.B. Familie), um ihren Symptomen freien Lauf zu lassen, nachdem sie versucht haben, sie bei der Arbeit oder in der Schule zu unterdrücken. Typischerweise nehmen Tics bei ärgerlicher oder freudiger Erregung, innerer Anspannung oder Stress zu. In entspanntem Zustand (z.B. morgens nach dem Aufstehen) oder bei Konzentration auf eine interessante Aufgabe lassen sie eher nach. Kinder zeigen oftmals in der Schule weniger Tics als zu Hause; insbesondere am Abend, wenn die spontane Eigenkontrolle nachläßt, können die Tics vermehrt zum Vorschein kommen.

 

Wie werden Tics klassifiziert?

 

Grundsätzlich kann man von vier Kategorien der Tics sprechen, von denen einige Beispiele angeführt sind:

Einfache Tics:

motorisch - Augenblinzeln, Kopfrucken, Schulterrucken, Grimassieren

vokal - räuspern, fiepen, quieken, grunzen, schnüffeln, Zunge schnalzen

Komplexe Tics:

motorisch - springen, Berührung anderer Leute oder Dinge, riechen, Körperverdrehungen, manchmal selbstverletzendes Verhalten (z.B. sich schlagen, kneifen, Kopf anschlagen).

vokal - herausschleudern von Worten und kurzen Sätzen, die nicht im logischen Zusammenhang mit dem Gesprächsthema stehen, Koprolalie (Ausstoßen obszöner Worte), Echolalie (Wiederholung von Lauten bzw. Wortfetzen, die gerade gehört wurden), Palilalie (Wiederholung von gerade selbst gesprochenen Worten), Kopropraxie (Ausführung obszöner Gesten).

 

Die Bandbreite der Tics oder Tic-ähnlicher Symptome, die bei einem TS festgestellt werden können, ist sehr weit gefächert, die Komplexität mancher Symptome ruft oft bei Familienmitgliedern, Freunden, Lehrern oder Mitarbeitern großes Erstaunen, Verwunderung und Ärger hervor. Viele Nicht-Betroffene können sich nicht vorstellen, daß diese Handlungsweisen und Lautäußerungen tatsächlich unwillkürlich seien. Manche Personen fühlen sich durch die Tics provoziert; insbesondere wenn es sich um Koprolalie/Kopropraxie handelt.

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